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Liebe im World Wide Web
“Sie haben eine ungelesene Nachricht”, meldete das E-Mail-Programm. Mira war nervös, könnte das schon eine Reaktion auf Ihre Kontaktanzeige sein? Lange hatte sie überlegt sich in einem Online-Dating-Portal anzumelden und hatte sich schlussendlich doch dazu überreden lassen. Ihre Freundinnen hatten gesagt, dass sie doch nicht verlieren könnte, so würde sie ja auch keine Männer kennen lernen. Dabei hatte Mira sehr wohl etwas zu verlieren, ihre Ehre. Ja, es stimmte, sie bemühte sich nicht rund um die Uhr den Mann fürs Leben zu finden und dann war es auch nicht so schlimm, wenn sie allein blieb. Doch wenn sie sich in einem solchen Portal anmeldete und sich somit aktiv auf den Markt schmiss und dann doch keine Anfragen bekam, war das schmerzvoller für sie. Aber gut, wenn sie die E-Mail nicht öffnete, würde sie nie erfahren was dahinter steckte. Tatsächlich es war eine Nachricht aus dem Dating-Portal. Gespannt loggte sie sich dort ein. Ralf, 41 Jahre, hatte ihr geschrieben. Sie sei ihm sympathisch und er würde sie gerne persönlich kennen lernen, vielleicht bei einem unverbindlichen Kaffee. Mira klickte auf Ralfs Profil. Das Bild zeigte einen großen, sportlichen Mann, der offensichtlich Rechtsanwalt von Beruf war. Keine schlechte Partie dachte sich Mira und war erstaunt, dass sie so schnell eine Rückmeldung auf ihr Profil erhalten hatte. “Was kann ich schon verlieren”, sagte Mira laut und sprach sich so Mut zu. Sie antwortete Ralf, dass sie sich gerne mit ihm auf einen Kaffee treffen würde und schlug einen Ort und eine Zeit vor. Keine halbe Stunde später stand das Date.
Aufgeregt rief Mira ihre Freundin an und berichtete von den Neuigkeiten. “Er heißt Ralf, ist 41 Jahre alt, sieht super aus auf dem Bild und ist Rechtsanwalt”, flötete Mira. Ihre Freundin blieb überraschend nüchtern und versuchte Mira etwas auf den Boden zurück zu holen.
Es war 14.31 Uhr, um 14.30 Uhr hatten Mira und Ralf sich verabredete, gerade als Mira noch einmal auf ihre Uhr schauen wollte, kam Ralf. Das Foto hatte nicht gelogen, er sah umwerfend aus. Die Zeit verging wie im Flug und plötzlich wurden die Getränkekarten gegen Speisekarten für den Abend ausgetauscht. Als Mira und Ralf sich nach fast vier Stunden verabschiedeten, hatten sie bereits ein neues Treffen ausgemacht. Wie auf Wolken schwebend schlenderte Mira zu ihrer Freundin. “Und wie war das Date mit dem Rechtsanwalt?”, fragte sie neugierig. “Super!” rief Mira “und lass das mal mit dem Rechtsanwalt, da gibt es so viel mehr Dinge an ihm, die tausend Mal interessanter sind”, schwelgte Mira.